Ein Barfußpark im Klassenzimmer von Martin Hartmann Meine 4. Klasse wollte für unser Schulfest einen Barfußpfad anlegen. Zuerst dachten wir an einen Weg im Freien, ließen uns dann von den schlechten Wetterprognosen überzeugen, dass es besser wäre, ihn im Klassenzimmer anzulegen. Wir planten folgendes Vorgehen für unser Projekt: Am 1. Tag sammelten wir zuerst Ideen und anschließend im nahegelegenen Wald Materialien. Diese wurden von den Kleingruppen gleich sortenrein in Plastiktüten, Holzkistchen, Obstkisten, Körben usw. gesammelt, damit sie sich nicht gegenseitig verunreinigten. Folgende Naturmaterialien besorgten wir uns aus dem Wald: trockene Blätter, frische grüne Blätter, Kastanien, Eicheln, Tannenzapfen, Tannenzweige, Tannennadeln, Baumrinde, Moos, kleine Äste, frisches Gras, Farn. Neben diesen Dingen aus der Fundgrube Wald besorgten wir uns aus einem Zimmereigeschäft bzw. einem Bauernhof Sägemehl, Holzspäne, Heu, Stroh, flache Holzscheiben aus einem Baumstämmchen. Schüler brachten von zu Hause mit: Kieselsteine, Sand, Muscheln in Sand eingebettet, Split, Korken, ein Schaffell, viele kleine Stoffmuster, zusammengeknüllte Zeitungsbälle. Die Schüler hätten auch gerne Matsch, Lehm und Wasser gehabt, was mir aber in einem Zimmer nicht opportun schien. Der 2. Tag wurde vor allem dazu benützt, alle Vorbereitungen für das Auslegen der Materialien am 3. Tag zu treffen. Wir hatten etwa 40 m Malervlies von der Rolle zur Verfügung. Das ist sehr zu empfehlen. Dieses Vlies ist 1 m breit, die Oberseite besteht aus einem weichen filzartigen billigen "Stoff", auf der Unterseite ist es foliert. Wenn man dieses Vlies auf beiden Seiten der Laufstrecke einrollt, am besten um eine Dachlatte, so hat man einen Rand, der verhindert, dass sich die Materialien im ganzen Klassenzimmer verstreuen. So bleiben 50-60cm Breite für den Pfad, das ist ausreichend. Man kann damit nur gerade Strecken legen, an den Ecken muss man abschneiden und wieder eine neue Bahn auslegen. Zusätzlich sollte die Vliesbahn mit einigen Klebestreifen am Boden befestigt werden, um ein Verrutschen zu verhindern. Unser Pfad begann schon vor dem Klassenzimmer auf dem Flur. Mit 2 Kartenständern einer Querlatte, 2 Vorhängen und einem großen Schild gestalteten wir ein Eingangstor. Vor dem Tor gab es einige Stühle und ein Regal für die Schuhe. Dann legten die Besucher etwa 4-5 m barfuß auf dem Vlies zurück, bis zur Klassenzimmertür. Auch diese war noch einmal mit einem Vorhang verhängt. Das wirkte dann alles sehr geheimnisvoll. Nach der Tür begann dann der eigentliche Gang über die verschiedenen Materialien. Wir hatten das Vlies an den 4 Seiten des Klassenzimmers ausgelegt. Tische und Stühle befanden sich natürlich nicht mehr im Zimmer. Am Ende des Parcours auf dem Flur gab es Stühle und 3 Wasserschüsseln, um sich die Füße zu reinigen, Handtücher und Fußcremes lagen bereit. Wer wollte, konnte seine Füße auf einem Heizkissen aufwärmen. Durch das Eingangs-( bzw. Ausgangstor) wurde man wieder entlassen. Weiterhin wurden Hinweisschilder auf den Barfußpfad gemalt und im Schulhaus aufgehängt. Jedes Material bekam neben sein Feld ein "Namensschild" in Fußform. Am 3. Tag wurden die gesammelten Materialien sorgfältig auf dem Vlies ausgelegt. Etwa 1 m stand jeweils dafür zur Verfügung. Es empfiehlt sich, vorher einen Plan zu machen. Manche Materialien(Sägemehl, Tannennadeln) kleben etwas an den Füßen und verstreuen sich dann auf die anderen Stationen. Wenn aber z.B. nach dem Sägemehl die Äste kommen, dann fällt dort das meiste in die Zwischenräume und die nachfolgenden Stationen werden nicht verschmutzt. Zwischendurch ein Feld ohne Material ist aber auch nicht schlecht. Für den Schulfesttag (4. Tag) und damit den Besucheransturm wurde ein Betreuungsplan erstellt, so dass immer 2 Erwachsene (Eltern der Schüler) und 2 Kinder den Tag über den Pfad betreuten (z.B. Wasser wechseln, Materialien wieder ordnen) und die Besucher einwiesen. Die Kinder achteten darauf, dass immer nur wenige Besucher den Pfad gleichzeitig benutzten. Das Warten vor dem Eingang erhöhte die Spannung und Attraktivität. Auf dem Pfad durfte auch nicht gerannt werden. Leise "Wohlfühlmusik" vom CD-Player verstärkte das "meditative" Element unseres Pfades. Viele positive Rückmeldungen von Kindern und Erwachsenen und die Begeisterung und der Eifer meiner Schüler lohnten die Mühe der Vorbereitung. Schade, dass anschließend wieder alles aufgeräumt und entsorgt werden musste.
Martin Hartmann gibt seine Erfahrungen gerne weiter: |
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