Legenden und grundlose Befürchtungen:

dovestr.jpg (15320 Byte)Das uncoole Ammenmärchen:  "Barfuß erkältet man sich"

Körpergewebe ist ein schlechter Wärmeleiter. Solange man in Bewegung bleibt, entsteht in den Beinen Muskelwärme, und die Kälte kann nicht zum Oberkörper vordringen. Blasen- und Nierenbeschwerden holt man sich auf direkte Weise durch allgemeine Auskühlung, nasse Badekleidung, nabelfreie Tops, Sitzen auf kaltem Boden etc. -- trotzdem hält sich hartnäckig die Mär von der Fernwirkung der Kälte über die Füße. Schnupfen und Husten entstehen durch Ansteckung, wobei erst ausgekühlte Schleimhäute im HNO-Bereich dem Virus das Zuschlagen ermöglichen.

Natürlich ist das Herumstehen mit klammgefrorenen Füßen an kalten Stellen nicht zu empfehlen. Doch wer den Kneipp-Effekt des Wasser- und Tautretens kennt und weiß, wie gut ein vernünftig dosierter Kältereiz die Wärmeproduktion des Körpers anregt, verweist Erkältungsrisiken durch das Barfußlaufen getrost in das Reich der Legende.

 

Der Softie-Albtraum:  "Barfußlaufen tut weh"

Wer das Barfußlaufen gewohnt ist, empfindet es als Wohltat. Weniger die Hornhaut, als vielmehr der richtige Bewegungsablauf des geübten Barfüßers lassen höchstens bei spitzen Steinen Mißempfindungen auftreten. Wer dagegen sonst nur in Schuhen läuft, hat sich ein viel zu festes Auftreten angewöhnt und die Beweglichkeit und Spannkraft der Fußwölbung verloren -- und das kann schon mal wehtun. Vielleicht hat auch die Fußschwarte ihre Polsterwirkung verloren; diese bildet sich durch regelmäßiges Barfußgehen allmählich wieder zurück. Wer langsam, vorsichtig und mit Gefühl das Barfußlaufen entdeckt, findet sich wieder in einen schmerzfreien natürlichen Bewegungsablauf hinein. Kinder haben ein perfektes Fußschwartenpolster und bewegen sich noch von alleine richtig. Sie kennen keinen Schmerz an den bloßen Füßen, es sei denn, die Erwachsenen reden es ihnen ein. Oder sie sind müde und wollen getragen werden.....

Auch die Gefährdung durch Glasscherben wird meist überschätzt. In der Natur kommen sie kaum vor und beim normalen Laufen können sie eine mittelprächtig entwickelte Hornhaut nur durchdringen, wenn sie frisch gebrochen sind und ungünstig liegen. Ein größeres Risiko besteht allerdings, wenn man in unübersichtlichem Gelände im Laufschritt unterwegs ist -- das ist nicht zu empfehlen!

 

Die Saubermann-Neurose:  "Schmutzige Füße, igitt!"

Etwas Schmutz an den Sohlen ist beim Barfußlaufen nicht zu vermeiden, doch mit Profilsohlen nimmt man viel mehr Kies und Erde (und schlimmstenfalls Hundekot), mit nach Hause. Und da Kinder bekanntlich ihre Schuhe nicht unaufgefordert ausziehen, landet das meiste davon in der Wohnung -- oder es rieselt aus dem Profil, wenn die Schuhe wieder angezogen werden. An der Füßen haftet Schmutz nur in geringen Mengen -- und man spürt ihn, so daß man ihn nicht unwissentlich verteilt. Und letztendlich macht Füße waschen mehr Spaß als Schuhe putzen.

Erfahrene Barfußwanderer nutzen am Ende ihres Weges Möglichkeiten, ein paar Schritte im feuchten Gras zu laufen oder die Füße in einen Bach oder See zu halten -- und kommen dann mit sauberen Füßen nach Hause.

 

Die Publicity-Angst:  "Was werden die Leute denken?"

Die oft befürchtete Ablehnung des Barfußlaufens ist in Mitteleuropa kaum anzutreffen. Es wird als gesund und in den Freizeitbereich passend angesehen und meist gar nicht beachtet. Eine gewisse Neigung zu Gruppen- und Uniformierungszwängen veranlaßt unter Umständen die eigenen Verwandten, Kumpels, Kollegen etc. zu abfälligen Bemerkungen, überwiegend ist die Reaktion aber positiv -- und nicht selten findet man Nachahmer!

In Schule und Beruf ist die Lage meist etwas ungünstiger, aber mit etwas Courage keineswegs aussichtslos für die freiheitsliebenden Füße!

 

Der älteste Kalauer der Sportschuhindustie:  "Vorsicht Fußpilz!"

In Schwimmbädern und Duschen sind die Fußpilzkeime in großer Zahl allgegenwärtig -- und wenn man Badeschuhe trägt,  bekommt man auch einige mit dem Spritzwasser ab. Feuchte Haut ist ihr Nährboden; ideale Verhältnisse finden sie in geschlossenen Schuhen, vor allem, wenn diese eng sind und die Zehen gegeneinander pressen. Trockene Haut macht dagegen die Ansteckung unmöglich, deshalb kennen Barfußgeher oder Sandalenträger den Fußpilz nicht -- trotz unbeschuhten Besuchs von Schwimmhallen und Sportstätten.

 

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