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Rezensionen:

Cendrillon, Oper von Jules Massenet
DVD, Theater Freiburg, 2017

Hanna-Elisabeth Müller: Traumgekrönt
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gesungen von Felicitas und Judith Erb

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Cendrillon

Oper von Jules Massenet

DVD/Blu-ray einer Liveaufnahme von Mai 2017, Theater Freiburg

Erschienen bei NAXOS, Aug. 2018

 

Jules Massenets Märchenoper Cendrillon ist ein Juwel aus dem französischen Repertoire, das viel zu selten an deutschen Bühnen aufgeführt wird. Umso erfreulicher ist, dass eine sehr gelungene Produktion am Theater Freiburg nun auch als DVD verfügbar ist.

Ein buntes Zirkusmilieu mit Gauklern, Clowns und einem lustigen Babyelefanten bietet in dieser Inszenierung den Hintergrund des zum großen Teil im Reich der Träume ablaufenden Märchens. Eher grobe Töne begleiten zu Beginn die dünkelhafte Stiefmutter, die ihre eigenen Töchter wie Marionetten behandelt und für den königlichen Ball herausputzt, ihren Mann unterdrückt und dessen Tochter Lucette völlig missachtet. Nachdem der ganze Tross ohne das Aschenbrödel zum Ball aufgebrochen ist, wandelt sich der Stil hin zu zarten, wunderbar feinen Klängen, zu denen Kim-Lillian Strebel mit ihrer schönen und für die Rolle ideal passenden lyrischen, bei Bedarf auch koloratursicheren Sopranstimme Lucettes Trauer um die erlebte Verachtung Ausdruck gibt.

Nachdem Lucette traurig eingeschlafen ist, erscheint die Fee mit einer Schar ebenfalls der Zirkuswelt entsprungener guter Geister. Ein unwirklich erscheinender Zauber ergibt sich aus dem Zusammenklang der klaren, bis in die Spitzentöne modulationsfähigen Koloraturstimme von Katharina Melnikova mit dem Chor und den magisch feinen Orchesterfarben. Ein Hoch auf den Dirgenten Fabrice Bollon, dem es gelingt, dieses Klangbild so zart und schön zu realisieren! Diese Amateuraufnahme aus einer Aufführung zeugt davon. Traumwandlerisch erhebt sich Lucette von ihrem Lager, wobei Kim-Lillian Strebel auch ihr Können als ausgebildete Tänzerin zum Einsatz bringen darf. Ein glitzerndes Kleid und eine Kutsche, die sie zum Ball bringt, werden ihr als Illusion mitgegeben.

Der Prinz, der von seinem Vater in eine ihm nicht zusagende Rolle gezwungen wird, ist in seiner unheilbaren Schwermut ebenfalls eine unglückliche Kreatur. Zu Beginn des zweiten Aktes sind die beiden als Löwen verkleidet, doch darunter hat man Anat Czarny ganz ihre mädchenhafte Erscheinung belassen. Mit abgelegter Maske wirkt der Ausdruck der wahren Sehnsucht des Prinzen in seiner ersten Arie umso berührender. Diese an der Israeli Opera Tel-Aviv erfolgreiche junge Mezzosopranistin wird ihrer Rolle mit warmen Glanz in der Tiefe und mühelosen Reserven in der Höhe auch stimmlich sehr gut gerecht und bewegt sich auf der Bühne mit Charme und Eleganz.

Auch bei Cendrillons Eintreffen auf dem Ball erscheint das Glitzerkleid nur als Illusion für die anderen Gäste, während der Prinz in der ärmlichen Gestalt mit Hauskleid und aschebeschmiertem Gesicht das seelenverwandte Ideal seiner Träume erblickt. Die gut zueinander passenden Stimmen bringen das im ersten großen Duett der Oper sehr schön zum Ausdruck.

Im Wechselspiel zwischen Traum und Wirklichkeit setzt sich die Handlung fort. Die handfeste, ihre Interessen in Hier und Jetzt resolut verfolgende Stiefmutter wird von Anja Jung überzeugend charakterisiert, dem Vater, der seine Tochter bemitleidet, aber ihr nicht zu helfen vermag, leiht Juan Orozco zärtliche Töne. Die Veränderungen finden in der Traumwelt statt, in der die schillernde Fee den Liebenden einige Prüfungen bereitet, bis sie sich endlich sehen dürfen. In der realen Welt findet der besorgte Vater eine Tochter vor, die das alles im Fieber fantasiert hat. Doch als der König nach dem schönen Mädchen suchen lässt, das seinen Sohn bezaubert und bei seiner Flucht seinen Schuh verloren hat, verbinden sich Traum und Wirklichkeit zum märchenhaften Happy End.

Diese DVD bietet einen ganz besonderen Zugang zu der im deutschsprachigen Raum viel zu wenig geschätzten Poesie und Lyrik französischer Opernkunst. Mit den drei jungen Hauptdarstellerinnen ist ein außergewöhnlicher Besetzungscoup gelungen, ebenso mit den prägnanten Charakterdarstellern in den übrigen Rollen. Die in bester französischer Tradition feinfühlige Klangsprache ist beim Dirigenten Fabrice Bollon in den richtigen Händen und die Regie verleiht der fantastischen Handlung die passenden Farben und Bilder. So ist jedem Opernfreund ein außergewöhnliches Erlebnis sicher!