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DVD, Theater Freiburg, 2017

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Richard Strauss: Der Rosenkavalier
Dutch National Opera, Amsterdam, 2015

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CD-Rezension:

Richard Strauss: Der Rosenkavalier

Dutch National Opera, Amsterdam, Liveaufnahme von Sep. 2015

 

Für das Rollendebüt von Hanna-Elisabeth Müller als Sophie im Rosenkavalier reisten meine Frau und ich nach Amsterdam und erlebten am 19. September 2015 einen begeisternden Opernabend. Die zwei Jahre später auf CD erschienene Gesamtaufnahme stellt für mich nun ein schönes Erinnerungsstück dar.

Die Inszenierung gefiel uns: die Handlung war auf unaufdringliche Art in die heutige Zeit versetzt. Die Rosenübergabe war als übertrieben kitschige Inszenierung eines neureichen Industriellen dargestellt, der fehlenden Adel mit teurem, aber sinnleerem Pomp wettzumachen versucht. Sophie erwartete die Zeremonie ungeduldig in einem mintgrünen Prachtkleid, bis endlich der Vorhang aufging, hinter dem Octavian auf einem marmornen Schimmel saß. Die ausladende Robe legte sie jedoch innerhalb von Sekundenbruchteilen ab, um Octavian im weißen Unterkleidchen schutzsuchend um den Hals zu fallen. Am Ende waren die beiden dann ein in zeitgemäßer Eleganz gekleidetes junges Paar. Das passt zu dem vom Textdichter Hugo von Hofmannsthal vorgegebenen und von Strauss übernommenen modernen Charakter einer Sophie, die alle entscheidenden Fragen geklärt haben möchte, bevor sie eine Beziehung eingeht.

Unser erster Eindruck, als wir unsere Plätze eingenommen hatten, war der außergewöhnlich breite Orchestergraben, in dem die von Strauss vorgesehene große Vielzahl von Klangerzeugern saß. Auf der CD beginnt das Vorspiel auch mit einem entfesselten Klangrausch des großen Orchesters, der dann in zauberhaft lyrische Töne übergeht. Insbesondere Camilla Nylund lässt sich von der nicht ganz einfachen akustischen Situation nicht beirren und schon gar nicht zum Forcieren verleiten. Sie findet ruhige, wunderbar warme Töne, die dennoch über das große Orchester hinweg tragen. So gelingt ihr im ersten Akt das überzeugende Rollenporträt einer sehr sympathischen Marschallin, die in Würde über das unausweichliche Älterwerden philosophiert. Demgegenüber setzt Paula Murrihy als Octavian jugendlich ungestüme dramatische Akzente und stellt ihre für die zwischenzeitlichen Episoden als angebliche Kammerzofe erforderliche Vielseitigkeit unter Beweis. Peter Rose ist ein sympathischer Künstler mit sehr edler Stimme und damit ein Ochs von Lerchenau, dem man seine Rüpelhaftigkeit am Ende doch verzeihen kann. Und die vielen komplizierten und verschachtelten Ensemblestücke der Oper "klappen wie am Schnürl"!

Zu Beginn des zweiten Akts fiebert alles der Rosenübergabe entgegen, vor allem eine aufgeregte Sophie und ihre hysterische Hausdame, sehr pointiert dargestellt von Irmgard Vilsmaier. Und dann, wie entrückt in die Idylle einer Traumwelt, erklingt das Duett, in dem Sophie und Octavian ihre Herzen aneinander verlieren. Das feine lyrische Timbre von Hanna-Elisabeth Müller hat ohne Weiteres die Energie, über jeden noch so breiten Orchestergraben zu schweben und sich mit herausragender Legatokultur in den Gesamtklang zu integrieren. Es erweist sich als berechtigt, dass ihr immer wieder eine ideale Strauss-Stimme bescheinigt wird. Und es wirkt wie ein gutes Omen für das bevorstehende Happy End, dass Paula Murrihy und Hanna-Elisabeth Müller stimmlich wie musikalisch so gut harmonieren. Letztere bildet einen jugendfrischen und nötigenfalls auch energischen Gegenpol zu Camilla Nylunds abgeklärter Marschallin.

In den folgenden Szenen kommt die Turbulenz des sich anbahnenden Konflikts mit dem unverschämt grapschenden Ochs von Lerchenau und dem von Martin Gantner als lieblosem Egoisten porträtierten Faninal auch musikalisch sehr plastisch zum Ausdruck. Umso mehr kommen sich Sophie und Octavian näher, wenn auch empfindlich gestört von Kai Rüütel und Michael Laurenz als brillant dargestelltem Intrigantenpaar. Der dadurch ausgelöste Konflikt wird spannungsgeladen ausmusiziert, bevor am Ende Ochs von Lerchenau mit der Hoffnung auf ein neues Liebesabenteuer den 2. Akt in Ruhe ausklingen lässt.

Im dritten Akt muss noch einiges passieren, bis die Geschichte ihr gutes Ende findet. Für das fingierte Rendezvous von Ochs mit dem vermeintlichen Mariandl gibt Paula Murrihy nochmals mit verstellter Stimme und weinerlichen Zwischentönen den als Mädchen verkleideten jungen Mann. Das Ränkespiel, mit dem Ochs bloßgestellt werden soll, eskaliert mit großem musikalischem Schwung weit mehr als geplant, bis endlich der entlarvte Schürzenjäger abtritt. Nun wird klar, was die Marschallin und Octavian immer noch füreinander empfinden. Wie sehr Sophie davon beunruhigt und keinesfalls zu Kompromissen bereit ist, wird von Hanna-Elisabeth Müller mit klarer Stimme deutlich gemacht. Camilla Nylund gibt daraufhin der edlen Resignation der auf Octavian verzichtenden Marschallin mit warmer Stimme berührenden Ausdruck. Im harmonischen Hinzukommen der anderen Stimmen findet sie dahin, dass sie Sophie das Glück ermöglicht, das ihr selbst versagt geblieben ist. So kann dann am Ende das Schlussduett der schönen Stimmen von Paula Murrihy und Hanna-Elisabeth Müller seinen lyrischen Zauber entfalten.

Es hat sich ohne Zweifel gelohnt, diese Produktion auf CD festzuhalten. Das Orchester unter der Leitung von Marc Albrecht schöpft die klangliche Vielfalt der Partitur bestens aus, so dass die hohe musikalische Qualität und abwechslungsreiche Stimmungsmalerei auch ohne Blick auf das Bühnengeschehen den Hörer bewegt. Das englischsprachige Begleitheft enthält eine Werkbeschreibung, Künstlerporträts und viele schöne Bilder von der Inszenierung, jedoch nicht das Textbuch, das der Opernfreund aber meist schon in seiner Bibliothek hat oder preiswert erwerben kann.

Wer eine ausgewogene Wiedergabe der Strauss'schen Klangfarbenpracht und seiner raffinierten Harmonien und Melodiebildungen liebt und gerne schöne und ausdrucksstarke Stimmen hört, kann an dieser Tonaufnahme viel Freude haben.
 

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